Die erste kurdische Republik
Am 22. Januar 1946 rief die Demokratische Partei Kurdistans-Iran (DPK-I, auch nur DPK) unter der Führung Qazi Muhammad in der Stadt Mahabad die erste kurdische Republik aus, die sich südlich und westlich des Urmia-Sees erstreckte, womit sie etwa ein Drittel des Siedlungsgebiet der iranischen Kurd*innen umfasste. Die iranische Zentralregierung unter der Sowjetisch-britischen Besatzung war zwar formell unabhängig, übte aber keine echte Macht aus. Der Marsch der DPK auf die Polizeistation der Stadt am 17. Dezember des vergangenen Jahres traf also auf keinen nennenswerten Widerstand. Schon vorher hatte die DPK das Fehlen staatlicher Strukturen nutzen können und richtete eine Selbstverwaltung ein.
Hilfe bekam die DPK und mit ihr Qazi Muhammad von der Sowjetunion. Großbritannien hatte zuvor jeglichen Autonomiebestrebungen eine Absage erteilt. Einige Quelle schlussfolgern daraus, dass die Republik Mahabad von der UdSSR gesteuert war. Jedoch widersetzte sich Qazi Muhammad dem Wunsch der sowjetischen Führung, sich in die Aserbaidschanische Republik einzugliedern. Weiterhin blieb die sowjetische Hilfe jenseits einer Druckerpresse und einem Transistorradio eher beschränkt. Besonders die militärischen Güter blieben weit unter dem Versprochenen oder Erwarteten.
Die Erfolge der Republik bestanden vor allem in der Veröffentlichung verschiedener Zeitungen und Magazine sowie von Schulbüchern in kurdischer Sprache sowie wirtschaftlicher Selbstverwaltung. Dadurch nahmen sich viele Kurd*innen erstmals als solche wahr. In vielen Teilen Kurdistans fühlte sich ein Großteil der Menschen immer noch an ersterer Stelle einer Religion oder einem Stamm zugehörig, keiner Nation. So konnten religiöse oder tribale Identitäten gegeneinander ausgespielt werden, um die nationale Unabhängigkeit zu verhindern, die angesichts der wirtschaftlichen Ausbeutung und politischen Unterdrückung der Bevölkerung notwendig war.
Die Sowjetunion ließ sich mit Ölkonzessionen und mit der Drohung einer britisch-amerikanischen Intervention zum Rückzug ihrer Truppen aus dem Nordwesten Irans bringen. Zuerst fiel die Aserbaidschanische Republik. Die dort verübten Massaker brachten einige Stämme dazu, sich aus Angst von der Republik abzuwenden. Unter der Führung Amr Khans sendeten sie Telegramme an die Zentralregierung, um ihre Loyalität zu beweisen.
Der isolierte Präsident Qazi Muhammad sah die Republik nicht in Stande, sich gegen die anrückenden Truppen zu verteidigen und lieferte sich zusammen mit der Regierung am 17. Dezember 1946 aus. Er und zwei andere Mitglieder der Regierung wurden von einem Militärgericht am 23. Januar zu Tode verurteilt und nach Bestätigung des Urteils im März gehängt.
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